Donnerstag, 23. Juli 2009

Die Anti-Waffen-Lobby regt sich


Genauer gesagt: Sie regt sich auf. Unter anderem über die Beiträge auf Backyard Safari. Dergleichen war freilich zu erwarten, nachdem man im Forum des Aktionsbündnis Winnenden hierher verlinkt hatte. Ein Vertreter dieser Bewegung - bezeichnenderweise mit dem Pseudonym "WünscheBessereWelt" - hat mir folgenden Kommentar hinterlassen:
"[...]

Aufschlussreicheres über die Moral gewisser Interessenvertreter als Ihre Darstellung ist mir so noch nicht unter die Augen gekommen. Denn Ihre Rechtfertigung des Anspruchs auf Freiheit in der Niederträchtigkeit mit welcher Sie Hardy Schober, der in Winnenden auf furchtbare Weise seine Tochter verlor, diffamieren, übertrifft sogar die Journaille der Regenbogenpresse.

Wenn Sie die paar Bürgerinitiativen, Grünen-Abgeordneten, Journalisten und Privatpersonen als Lobby betrachten, dann tun sie das. Per Definition ist jede Einflussnahme von Organisationen eine Art Lobbyismus – im Falle der leider noch sehr provisorisch agierenden Waffenkritiker merkt man aber nicht viel davon !

Machen wir uns also nicht vor, dass der große Waffenproduzent- und Exporteur Deutschland mit seinen involvierten Unternehmen und den munitionskonsumierenden Jagd- und Schützenverbänden keine extrem einflussreiche Lobby kennt, die völlig unvorbereitet mit den Forderungen der Waffenkritiker konfrontiert wird. – Nur dass durch das schreckliche Ereignis von Winnenden die Öffentlichkeit endlich Interesse an Risiken und Ausmaß des Schieß-Hobbys zeigt, wofür die Propagandisten der Waffenlobby natürlich kein Verständnis haben und daher mit dem Instinkt eines Kampfhundes über alles herfallen, was die Berichterstattung hervorbringt.

Ich kann also Ihre Darstellung nicht unkommentiert lassen ohne Ihren Vorwurf des Betrügens zurückzuweisen mit der zusätzlichen Bitte, genau darüber nachzudenken, 1. wer denn hier der wirklich Geschädigte ist und 2. ob Sie Ihre Kampagnen gegen Hardy Schober aus Gründen der Pietät zukünftig moderater gestalten sollten.

Im übrigen überzeugt die von Anhängern der Waffenlobby propagierte Litanei vom scharfen deutschen Waffengesetz keineswegs, weil hier nur die Hürden der behördlichen Formalitäten und Vorschriften bezüglich Erwerb und Anwendung angeführt werden, diese aber aufgrund mangelnder staatlicher Kontrollinstanz keine echte Sicherheitsrelevanz in den Angelegenheiten der privaten Lagerung haben.

Scharf sind die Schusswaffen des nächsten Amokläufers angesichts seiner hohen Wahrscheinlichkeit bei der brisanten Verfügbarkeit von fast zehn Millionen allein legaler Exemplare in hochgerüsteten deutschen Privathaushalten, Tendenz aufwärts, - nur rein statistisch betrachtet.

[...]"
Ich will dieses Geschreibsel nicht im Orkus des Blogs untergehen lassen, weshalb es hier noch einmal hervorgehoben wird. In der Sache werden vom Autor freilich keine neuen Argumente vorgetragen - vielleicht auch, weil es den Waffengegnern an durchgreifenden Argumenten fehlt und stattdessen auf die Tränendrüse gedrückt wird. Bemerkenswert erscheinen mir allerdings zwei Punkte:
1.: "[...]

Per Definition ist jede Einflussnahme von Organisationen eine Art Lobbyismus – im Falle der leider noch sehr provisorisch agierenden Waffenkritiker merkt man aber nicht viel davon !

[...]"
Wir halten fest: Die Waffengegner hatten seit März 2009 - im Gegensatz zu den Vertretern der Legalwaffenbesitzer! - einen so gut wie unumschränkten Zugang zu allen deutschen Medien sowie zu allen wichtigen politischen Entscheidungsträgern (sowohl das ABW als auch die Initiative Sportmordwaffen waren etwa im Bundestag präsent). Schober, Mayer & Co. konnten in alle Mikrofone plärren, die man ihnen reichlich hingehalten hat. Und das nennen Sie, verheerter "WünscheBessereWelt", einflußlos? Der Realitätsverlust von Ihnen und Ihren Gesinnungsgenossen ist wirklich kaum noch zu überbieten.
2.: "[...]

Denn Ihre Rechtfertigung des Anspruchs auf Freiheit in der Niederträchtigkeit mit welcher Sie Hardy Schober, der in Winnenden auf furchtbare Weise seine Tochter verlor, diffamieren, übertrifft sogar die Journaille der Regenbogenpresse.

[...]

Ich kann also Ihre Darstellung nicht unkommentiert lassen ohne Ihren Vorwurf des Betrügens zurückzuweisen mit der zusätzlichen Bitte, genau darüber nachzudenken, 1. wer denn hier der wirklich Geschädigte ist und 2. ob Sie Ihre Kampagnen gegen Hardy Schober aus Gründen der Pietät zukünftig moderater gestalten sollten.

[...]"
Auch hier liegt eine optische Täuschung Ihrerseits vor. Nicht ich führe eine Kampagne gegen Hardy Schober, sondern er führt eine Kampagne gegen mich und meine Kollegen! Er hat uns den Fehdehandschuh hingeworfen und muß daher mit den Konsequenzen seines Handelns leben, ob es ihm paßt oder nicht. Somit bin ich ein Geschädigter von Schobers Aktionen (um bei Ihrer Wortwahl zu bleiben), denn ich habe ihm zuvor nichts getan und kannte ihn überhaupt nicht.

Im übrigen verfängt die Forderung nach pietätvoller Rücksichtnahme nicht. Anstatt in Stille ihre Trauer aufzuarbeiten, haben sich Schober & Co. dazu entschlossen, einen politischen Kampf zu eröffnen. Dem müssen wir uns stellen, aber die genannten Herrschaften werden merken, daß in der Arena der Politik ein rauher Wind weht! Ferner halten Sie uns doch bitte nicht für so blöd, daß wir uns - aus Pietätsgründen natürlich - von Ihnen als wehrlose Lämmer zur Schlachtbank führen lassen.

Es gibt einen weiteren objektiven Grund, weshalb es notwendig ist, dem Aktionsbündnis Winnenden entgegenzutreten. Sie haben - zu recht - darauf hingewiesen, in welch bemitleidenswertem Zustand sich etwa Hardy Schober angesichts des Mordes an seiner Tochter befinden muß. Er ist - was unstrittig sein dürfte - aufgrund dieses schrecklichen Ereignisses traumatisiert. Das ist eine natürliche Reaktion, für die ich vollstes Verständnis habe. Doch anstatt sich in fachkundige Behandlung zu begeben, fängt er an, zu politisieren.

Hier liegt der Knackpunkt. Ein Trauma ist definitionsgemäß eine psychische Erkrankung. Wenn also gefordert wird, Schober und seinen Freunden müsse in Politik und Medien mehr Beachtung geschenkt werden, dann bedeutet dies im Ergebnis nichts anderes, als daß psychisch gestörte Personen maßgeblichen Einfluß auf die Gesetzgebung erlangen sollen. Die Folge wäre eine Irrenrepublik, in der die Mehrheit von einer kleinen und überdies psychisch lädierten Minderheit sagen lassen muß, wie sie ihr Leben zu führen hat. Dies ist jedoch nicht mit dem demokratischen Rechtsstaat des Grundgesetzes zu vereinbaren. Der Gesetzgeber muß sich rational verhalten und innerhalb der durch die Verfassung gezogenen Grenzen bleiben (vgl. Art. 1 III GG).

Daß Ihnen, Herr oder Frau "WünscheBessereWelt", dies mißfällt, ist mir schon klar. Denn sowohl die Lügen als auch die verfassungswidrigen Vorstellungen des ABW (vgl. hier) brauchen ein vergiftetes Klima, in dem die Vernunft zugunsten der "Pietät" ausgeschaltet worden ist und in dem Sie keinen Widerspruch fürchten müssen. Ein Klima, in dem die Freiheit eines ganzen Volkes zugunsten des Linsengerichts zur Befriedigung einer Handvoll Krakeeler geopfert wird. Den Gefallen, eine solche Fehlentwicklung zuzulassen, werde ich Ihnen jedoch nicht tun!


Verwandte Beiträge:
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Foto: www.news.de.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Danke für diesen Post, Krenkel.
Mach bitte weiter so, und lass Dich auch in Zukunft nicht unterkriegen!

Gruß Inge

E.K. hat gesagt…

Danke für Deine Aufmunterung! Natürlich werde ich weitermachen. :-)

Anonym hat gesagt…

Sehr gut! :-)

Inge

Anonym hat gesagt…

Der 26.4.2002 hat sich mir ins Gedächtnis eingebrannt - das Stichwort Erfurt mag hier genügen. :-( Mir schien damals (in sachlicher Ahnungslosigkeit) ein Verbot privater Waffen erforderlich.

Als Ostdeutscher hat man jedoch schon vieles neu überdenken müssen und inzwischen sehe ich auch dieses Thema etwas anders: Was wäre, wenn sich die Bürger selber besser wehren können?

Freundlichen Gruß!

Anonym hat gesagt…

wie schön, dass nicht alle Gutmenschen sind, die sich eine bessere Welt wünschen. Wir wissen ja, der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Absichten.

Anonym hat gesagt…

Hart, aber gerecht...!
Man darf zudem nicht vergessen, dass das AWB außerhalb vom Waffenrechts auch in vielen anderen Zielsetzungen (Medien, PC- Spiele etc.) sehr antidemokratische Haltungen vertritt.
Bei aller Anteilnahme:
Das Unrecht was diesen Menschen wiederfahren ist, gibt ihnen noch lange kein Recht, anderen Menschen Unrecht anzutun.

Anonym hat gesagt…

Doktor Trask
Schön geschriebener Artikel und ich hoffe das Sie sich icht unterkriegen lassen und seien sich sich eines Gewiß die Unterstützung der Gamerszene, Filmfreunde und der Paintballer ist Ihnen sicher denn auch diese Leute haben die Probleme und Vorurteile denen Sie sich ausgesetzt sehen.
Ich wünsche Ihnen alles gute und hoffe das die Unsachlichkeit der Kritiker irgendwann einmal ein Ende findet.

Mit Freundlichen Grüßen, Doktor Trask.

Anonym hat gesagt…

Ich würde eine traumatisierte Person nicht als psychisch gestörte Person bezeichnen. Wenn es darum geht, wäre die Generation '45 komplett psychisch gestört!

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