Dienstag, 27. September 2011

Magdeburger Polit-Platsch-Quatsch

Seit letztem Freitag herrscht hier in Sachsen-Anhalt eine eigenartige Lage hinsichtlich des Schießsports. An diesem Tag hatte die Landtagsfraktion der Grünen (wer sonst?) publik gemacht, daß im ganzen Land drei Schützenvereine über Schießstände verfügen, die in der Nähe von Schulen liegen und deren Abschaffung gefordert:
"[...]

Die Grünen fordern ein Verbot von Schießständen auf oder neben dem Gelände von Schulen. In Sachsen-Anhalt gebe es an drei Schulen Schießstände von Schützenvereinen, teilte Fraktionschefin Claudia Dalbert am Donnerstag mit. Das gehe aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage an die Regierung hervor und sei auch den Schulleitungen bekannt. Diese hätten aber keine Informationen darüber, ob und wenn ja in welchem Umfang dort Waffen und Munition gelagert würden.

[...]"
Nun regiert hier im Lande eine Koalition aus CDU und SPD, wobei die Sozis der deutlich kleinere Partner sind. Als gäbe es nicht diese Regierung, sondern ein geheimes rot-grünes Bündnis, hat sich der evangelische Theologe und zufällige Kultusminister Dorgerloh (SPD) beeilt, die Forderung der Grünen zu unterstützen:
"[…]

Kultusminister Stephan Dorgerloh will in enger Abstimmung und Übereinstimmung mit dem Innenministerium darauf hinwirken, dass Schießstände von Schützenvereinen in Sachsen-Anhalt nicht auf dem Gelände von Schulen oder in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihnen betrieben werden. Auch wenn es keine akute Gefahrenlage gebe, gelte es, „in den Schulen jedes vermeidbare Risiko für Leib und Leben von vornherein auszuschließen“ […].

Anlässlich der Kleinen Anfrage hatten Recherchen von Innenministerium und Kultusministerium ergeben, dass es in drei Orten in Sachsen-Anhalt Schießstände auf oder neben einem Schulgelände gibt. Im Landkreis Wittenberg ist auf einem Schulgelände in einem nicht mehr von der Schule genutzten Gebäude ein Schießstand untergebracht. In der Stadt Dessau-Roßlau befindet sich ein solcher unmittelbar neben einer Schule. Im Landkreis Börde nutzt eine Schule ein Gebäude mit, in dem ein Schießstand betrieben wird. Dort werden aber nach bisherigen Erkenntnissen weder Waffen noch Munition gelagert.

Ungeachtet dessen sei ein Restrisiko nicht auszuschließen, so Kultusminister Dorgerloh. Er will daher auf die jeweiligen Schulträger zugehen und darum ersuchen, andere Räumlichkeiten für die Schießstände zu finden."
Die einzige Zeitung im Land, die das Thema bisher aufgegriffen hat, ist Bild, die beiden anderen (seriöseren) Regionalzeitungen Volksstimme und Mitteldeutsche Zeitung schweigen noch. Die Springerpresse kommentiert hingegen gewohnt reißerisch und wahrheitswidrig: „Schützenvereine trainieren auf Pausenhöfen“, es wird sogar ein „Aufstand gegen Schießstände an Schulen“ gefordert. Begründet wird dies ganz heuchlerisch damit, daß es „ein Höchstmaß an Sicherheit für Kinder“ brauche. Deshalb seien die drei Schießstände in der Nähe von Schulen „gefährlicher Leichtsinn“.

Wie sieht dieser angebliche „Leichtsinn“ denn in der Realität aus? Da ich selbst Mitglied in einem der betroffenen Vereine bin, kann ich aus erster Hand berichten. Der Schießstand ist in einem ehemaligen Nebengebäude der Schule untergebracht und Teil einer größeren Sportanlage. Selbige ist baulich völlig vom Schulgelände abgetrennt, der Zugang erfolgt separat von einer anderen Straße aus. Zudem ist von außen keinerlei Werbung angebracht, so daß wohl kaum jemand weiß, daß es diesen Stand, auf dem ausschließlich mit Druckluftwaffen auf 10 m geschossen wird, überhaupt gibt.

Angesichts dessen erhebt sich die Frage, warum diese Stände nun so heftig attackiert werden. Bei den Grünen ist das klar: Diese Partei haßt alles, was mit Waffen zu tun hat. Doch worin soll das von Dorgerloh behauptete „Risiko“ bestehen? Hat der Minister etwa Angst, die Schüler könnten auf die Idee kommen, daß Schießen Spaß machen kann? Oder befürchtet er gar, daß sie bei einem Einbruch Luftgewehre stehlen und damit auf Katzen in der Nachbarschaft schießen? ;-)

Bei einer verständigen und abgewogenen Betrachtung ist schlechterdings kein „Risiko“ und erst recht keine „Gefahr“ ersichtlich, die von diesen Schießständen ausgeht. Vielmehr wird dort in den olympischen Disziplinen geübt – Disziplinen, die sich bisher der besonderen Förderung der öffentlichen Hand sicher sein konnten. Aus solchen Vereinen kommen die Schützen, die sich u.a. vor einer Woche beim Weltcupfinale in Wroclaw gemessen haben:




Der neuerliche Angriff von Grünen und SPD sowie ihren Sekundanten in den Medien richtet sich nicht gegen irgendwelche randständigen Disziplinen, sondern gegen den Kern des deutschen Schießsports. Die vorgetragenen „Sicherheitsbedenken“ sind absurd und sollen lediglich den wahren Charakter des Angriffs kaschieren. SPD und Grünen verfolgen das Ziel, den deutschen Schießsport generell zu schwächen und letztlich zu zerstören. Gnade ist von denen nicht zu erwarten. Vor Minister Dorgerloh hat sein Parteigenosse Hövelmann jahrelang in dieselbe Richtung gewirkt, konnte hier im Land aber nicht damit punkten.

Die jüngste Attacke zeigt auch, welche Angst die Waffengegner vor den Vereinen haben und welcher Haß gegen die Schützen geschürt wird. Die Mitglieder des Landesschützenverbandes sind zu zwei Dritteln älter als 45 Jahre; Jugendarbeit findet hier in der Region nur wenig statt. Nun befürchten rote und grüne Landespolitiker anscheinend, daß sich doch noch ein paar Jugendliche auf die in Schulnähe befindlichen Schießstände verirren und diesen Sport für sich entdecken könnten. Anders kann ich diese Panik nicht erklären.

Hinzu kommt eine persönliche Komponente. Die Landeschefin der Grünen, Dalbert, vertritt als Psychologin eine Berufsgruppe, die meist nicht für ihre rationale Argumentation bekannt ist. Im Gegenteil, meine Erfahrungen aus interdisziplinären Runden besagen, daß es meist leichter ist, einen Pudding an die Wand zu nageln, als mit Psychologen vernünftig zu diskutieren. Dorgerloh ist nicht nur ev. Theologe, sondern hat in den 1980er Jahren den Wehrdienst in der NVA verweigert und dann als Bausoldat gedient. Man darf davon ausgehen, daß ihm alles, was auch nur entfernt mit Waffen zu tun hat, ein Greuel ist. Seine persönliche Meinung sei ihm unbenommen, doch darf er sie nicht zur Leitlinie der Politik des Kultusministeriums machen. Im übrigen ist Dorgerloh ein Teil jener „Schwemme“ meist evangelischer Theologen, die in Ostdeutschland die politische Landschaft vergiften. Da die Gesellschaft weithin entchristlicht und die evangelischen Kirchen demzufolge recht leer sind, drängen diese Leute in die Politik, um die Menschen nicht von der Kanzel zu bekehren, sondern mit dem staatlichen Zuchtstab auf den „Pfad der Tugend“ zu bringen.

Abschließend bleibt die Frage, welche Folgen der geistige Dünnpfiff der beiden grün-roten Politiker haben wird. Zunächst die gute Nachricht: Zuständig dürften die Kommunen sein, soweit die Schützenvereine nicht Eigentümer der Anlagen sind. In Anbetracht der höchst angespannten Haushaltslage in denselben darf bezweifelt werden, daß man dort bereit ist, dem wirklichkeitsfremden Ansinnen Dorgerlohs zu folgen und neue Stände zu errichten. Beamte der betroffenen Kommunen haben – natürlich „off the record“ – schon geäußert, daß der Kultusminister „spinnen“ würde. Treffender kann man es wohl kaum formulieren. Hoffentlich bleibt es bei dieser Einschätzung. Vor neun Jahren gab es einen ähnlichen Fall, in dem sich leider die CDU sehr unrühmlich verhalten hat.

Bedauerlicherweise vermisse ich bis dato eine Stellungnahme des Landesschützenverbandes in der Angelegenheit. Ich erwarte von meinen „Oberen“ nicht nur eine Abwehr der Attacke, sondern auch einen Gegenangriff: die Einführung von Sportschießen als offiziellem Schulsport. Was die Schulen anderen (olympischen) Sportverbänden gestatten, muß auch den Schützen möglich sein, gerade mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung. Dazu wird die Politik auch von der Landesverfassung verpflichtet, deren Artikel 36 Abs. 1 den Schutz und die Förderung des Sportes vorschreibt – damit ist auch der Schießsport gemeint. Derartige Projekte laufen in vielen Staaten, von England über Polen bis Rußland, erfolgreich. Es wäre dann an den Waffengegnern, darzutun, worin die angeblichen Risiken dieser Sportart bestehen. Doch auf eine inhaltliche Auseinandersetzung lassen sie sich nicht ein, statt dessen werden lediglich ideologisch motivierte Ressentiments wiedergegeben. Vermutlich haben weder Dalbert noch Dorgerloh einen der betroffenen Schießstände persönlich in Augenschein genommen.


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